Laut GEW in Mülheim vermittelt die Statistik ein verzerrtes Bild
Deike Frey
Vor einer erheblichen Untererfassung des Unterrichtsausfalls an Mülheims Schulen", warnt der Stadtverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die offiziellen Statistiken des Landes NRW, über die auch diese Redaktion kürzlich berichtet hat, vermittelten ,,ein verzerrtes Bild der Situation", sagt Angelika Glauch, Mitglied des Leitungsteams.
„Diese Zahlen weisen lediglich den Unterricht aus, der formell ausfällt. Doch in der Praxis sieht die Lage weitaus dramatischer aus", so Glauch. Häufig werden Klassen notgedrungen in parallele Lerngruppen aufgeteilt oder von Alltagshelferinnen und -helfern beaufsichtigt, anstatt Unterricht durch qualifizierte Lehrkräfte zu erhalten. Das wird nicht als Unterrichtsausfall erfasst, stellt aber faktisch keine gleichwertige Bildungsarbeit dar."
„Lernen an anderen Orten"
Darüber hinaus werde zunehmend auf „Lernen an anderen Orten" oder Eigenverantwortliches Lernen" gesetzt. Während diese Methoden in bestimmten Kontexten sinnvoll sein könnten, so Glauch, häuften sie sich inzwischen aus der Not heraus. „Solche Konzepte dienen immer häufiger dazu, Personalmangel zu kaschieren. Dabei werden Schülerinnen und Schüler weitgehend sich selbst überlassen." Der GEW-Stadtverband fordert eine Bestandsaufnahme: „Wir brauchen eine Statistik, die die realen Bedingungen an den Schulen abbildet. Nur so kann sichtbar gemacht wer- den, wie groß die Herausforderung tatsächlich ist."
Die GEW kritisiert auch „das Fehlen eines tragfähigen Schulentwicklungsplans". Dieser sei essenziell, um langfristig für ausreichendes und qualifiziertes Personal sowie eine angemessene Ausstattung zu sorgen. Ohne eine strategische Planung laufen wir Gefahr, dass sich die Situation verschärft. Es geht um die Zukunft unserer Kinder - das darf nicht durch kurzfristige Lösungen, wie die Vergrößerung der Zügigkeit einzelner Schulen, aufs Spiel gesetzt werden", so Glauch.